Aktuelle Meldungen und Beiträge aus der Meeresforschung rund um den größten Lebensraum der Erde und seine weitreichende Bedeutung für die Menschen.
Kampfmittel im Meer bedrohen die Meeresumwelt und gefährden die nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung der Meere. Zum Ausmaß dieser Bedrohung und dem zukünftigen Umgang mit der Altlast wird seit einigen Jahren mit zunehmender Intensität geforscht.
Ozeane und Meere speichern große Mengen von Kohlendioxid und Wärme und bremsen auf diese Weise den menschgemachten Klimawandel.
Die interaktive Karte des Helmholtz-Zentrums Hereon zeigt Lage und Größe der Offshore-Windparks und Schutzgebiete in Nord- und Ostsee für die Szenarienplanung.
Die Europäische Auster übernimmt wichtige Ökosystemfunktionen in ihrem Lebensraum. Sie gilt in der deutschen Nordsee derzeit als ausgestorben und soll in einem Projekt am Alfred-Wegener-Institut wiederangesiedelt werden.
Eine Informationsplattform für alle relevanten Interessensgruppen über die Koordinierung und Umsetzung nationaler Maßnahmen gegen Meeresmüll. Rund 130 Expert:innen unterstützen die Arbeit des Runden Tisches, der 2016 ins Leben gerufen wurde.
Hereon-Forscher entwickeln ein Energiesystem für autonome Unterwasserfahrzeuge Autonome Unterwasserroboter, wie zum Beispiel Ozeangleiter, sind wichtige Hilfsmittel in der Meeresforschung. Die meisten tragen Lithium-Batterien in sich, die sie mit Strom versorgen. Doch diese Batterien bringen einige Nachteile mit sich. Deshalb haben Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Hereon ein neues Energiesystem entwickelt. Mit Wasserstoff als Energieträger ist es deutlich nachhaltiger als Lithiumbatterien und ermöglicht eine größere Reichweite der Ozeangleiter. Die Besonderheit: Mittels Membrantechnologie entzieht es dem Meer Sauerstoff - ähnlich wie die Kiemen eines Fischs.
Ein Forschungsteam des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F), des vormaligen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der Goethe-Universität Frankfurt hat faszinierende genetische Erkenntnisse zur Evolution des größten Tieres der Erde, des ikonischen Blauwals (Balaenoptera musculus), gewonnen. Ihre im Fachjournal „Molecular Ecology“ veröffentlichte Studie liefert Hinweise darauf, dass Blauwale aus dem Nordpazifik und Nordatlantik möglicherweise getrennte Unterarten bilden. Schutzmaßnahmen sollten gezielt auf die individuellen Populationen angepasst werden, so die Frankfurter Forscher.
Die Regionen der Arktis sind besonders anfällig für den Klimawandel. Doch es fehlen umfassende wissenschaftliche Informationen über die dortigen Umweltveränderungen. Forschende vom Helmholtz-Zentrum Hereon haben nun anorganische Kohlenstoffkomponenten, Nährstoffe und Spurenelemente in Fjordsystemen untersucht. Das Ergebnis: Durch das abschmelzende Gletschereis verändert sich in den Fjorden die chemische Zusammensetzung des Wassers, wodurch Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. Die Studie ist jüngst im Journal "Global Biogeochemical Cycles" erschienen.
Frühe Mollusken waren komplexer asl angenommen. Ein internationales Forschungsteam mit Senckenberg-Malakologin Prof. Dr. Julia Sigwart hat zwei neu entdeckte Mollusken-Fossilien untersucht, die das bisherige Verständnis urzeitlicher Weichtiere in Frage stellen. Ihre jetzt im renommierte Fachjournal „Nature“ erschienene Studie unter Leitung von Dr. Mark Sutton vom Imperial College London zeigt: Frühe Mollusken waren komplexer und anpassungsfähiger als bisher angenommen. Damit stellen die 430 Millionen Jahre alten, von den Wissenschaftler*innen wegen ihres charakteristischen Aussehens „Punk“ und „Emo“ getauften Fossilien langjährige Annahmen über die Ursprünge dieser Tiere auf den Kopf.
Es ist ein historischer Meilenstein für die Klimaforschung: Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts hat erfolgreich einen 2.800 Meter langen Eiskern in der Antarktis erbohrt, der bis zum Grundgestein unter dem Eisschild reicht. In der vierten Antarktissaison des von der Europäischen Kommission finanzierten Projekts „Beyond EPICA - Oldest Ice“ konnte das Team Eis abteufen, das kontinuierliche Aufzeichnung der Geschichte unseres Klimas bis zu 1,2 Millionen Jahren enthält - und wahrscheinlich noch darüber hinaus. Der bisherige Altersrekord stammt aus dem im Jahr 2004 erbohrten EPICA-Bohrkern, der die Atmosphäre der letzten 800.000 Jahre abbildet.
Gibt es Leben auf dem Mars? Dieser Frage soll in ein paar Jahren mit modernen Analysen nachgegangen werden – wenn Proben der Marsmissionen zurückkommen. Für eine Sonderausgabe des Fachjournals PNAS stellt ein internationales Forschungsteam vor, warum eine Rückhol-Mission und Analysen in heimischen Laboren wichtig sind. Außerdem beschreiben sie, welche Methoden für den Nachweis von Leben benötigt werden und aktuell bereitstünden. Daran beteiligt ist auch Dr. Florence Schubotz vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.
07.01.2025/Kiel/Belém. Am Wochenende ist die erste GEOMAR-Expedition des Jahres gestartet: Mit der METEOR geht es für ein internationales Wissenschaftsteam von Belém (Brasilien) nach Mindelo (Cabo Verde). Die Ausfahrt hat zum Ziel, ozeanografische und meteorologische Prozesse im tropischen Atlantik zu untersuchen. Schwerpunkte sind die Beobachtung der westlichen Randstromzirkulation und Langzeitmessungen zur Atlantischen Meridionalen Umwälzbewegung (AMOC).
07.01.2025/Kiel/St. Andrews. Ein internationales Forschungsteam hat rekonstruiert, wie sich die atmosphärische Kohlendioxidkonzentration (CO2) vor 335 bis 265 Millionen Jahren entwickelt hat. Dieser Zeitraum umfasst den Höhepunkt der spätpaläozoischen Eiszeit, als sich das Klima der Erde dramatisch abkühlte. Die neuen Erkenntnisse liefern entscheidende Beweise dafür, dass CO2 bereits seit Hunderten von Millionen Jahren das Klima und die Umweltbedingungen auf der Erde reguliert. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden in einer Studie zusammengefasst, die jetzt in der Fachzeitschrift Nature Geoscience erschienen ist.
Mikroorganismen sind überall und beeinflussen die Umwelt der Erde seit über 3,5 Milliarden Jahren. Welche Rolle sie bei der Bildung von Kalk spielen, haben jetzt Forschende aus Deutschland, Österreich und Taiwan entschlüsselt – zum ersten Mal in der Tiefsee statt im Labor. Als Basis diente ein fünf Meter langer Kalkkern, der bei einer Expedition gewonnen wurde. Ihre Ergebnisse hat das Autor:innenteam jetzt in der Zeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht.
06.01.2025/Kiel. Der Ozean versorgt den Planeten mit Sauerstoff und Nahrung und ist ein wichtiger Speicher für CO2. Grundlage für all dies ist das Phytoplankton – mikroskopische Algen, die durch Photosynthese sowie mithilfe von Nährstoffen, CO2 und Sonnenlicht organische Biomasse produzieren. Forschende am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben nun herausgefunden, wie ein komplexes Zusammenspiel von Wind- und Strömungsbedingungen im äquatorialen Atlantik die Nährstoffzufuhr in die oberen Wasserschichten und damit das Wachstum von Phytoplankton beeinflussen. Die Ergebnisse ihrer Studie werden heute in der Fachzeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht.
In der Arktis schmilzt das alte, mehrjährige Eis und in der Folge haben Häufigkeit und Höhe von Presseisrücken drastisch abgenommen. Presseisrücken entstehen, wenn sich Eisschollen gegeneinander schieben und auftürmen und sind ein charakteristisches Merkmal des arktischen Meereises, ein Hindernis für die Schifffahrt, aber auch essentiell für das Ökosystem. Über den Rückgang berichten Forschende des Alfred-Wegener-Instituts in einer aktuellen Studie, in der sie Messdaten von Forschungsflugzeugen der letzten 30 Jahre auswerteten und jetzt in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlichen.
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven feiert im neuen Jahr seinen 50. Geburtstag und bedankt sich bei den Gästen mit Geschenken: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren genießen ab 1. Januar freien Eintritt. Die Schiffe im Museumshafen öffnen am 15. März und dürfen von allen Gästen kostenfrei besucht werden. Zusätzlich lädt das Haus das ganze Jahr zu Highlight-Events ein.
Resistente Bakterien in der Ostsee Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit verdeutlichen, dass resistente Krankheitserreger nicht nur in klinischen, sondern auch in Umweltproben vorkommen.
19.12.2024/Kiel. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Emmy-Noether-Forschungsgruppe am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Unter der Leitung von Dr. Till Harter wird die Nachwuchsgruppe die physiologischen Mechanismen untersuchen, mit denen Fische den Sauerstofftransport und die Stoffwechselanforderungen unter Umweltstress ausbalancieren. Die Gruppe wird von der DFG für sechs Jahre mit 1,5 Millionen Euro gefördert.
20.12.2024/Kiel. Überdüngung und steigende Wassertemperaturen setzen der Ostsee immer mehr zu: Sie führen zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel in den tieferen Wasserschichten, was viele Meeresbewohner bedroht. Trotz erfolgreicher Bemühungen, die Nährstoffbelastung zu verringern, verhindern steigende Temperaturen, dass sich das Ökosystem erholt. Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben anhand von Langzeitmessungen untersucht, wie sich die Umweltbedingungen in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Ihre Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht.
Gute Nachricht für die deutsche Forschungsflotte, den deutschen Schiffbau und die internationale Polarforschung: Die neue Polarstern wird in Wismar von thyssenkrupp Marine Systems gebaut. Die Werft hat heute vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) den Zuschlag zum Bau des neuen Forschungseisbrechers erhalten. Ein knapp zweieinhalbjähriges europaweites Vergabeverfahren kommt damit zum Abschluss. Das neue Flaggschiff für die deutsche Klimaforschung soll 1,185 Mrd. Euro kosten. Nach fünfjähriger Bauzeit soll die neue Polarstern im Jahr 2030 an die Forschung übergeben werden.
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) erhebt seit vielen Jahrzehnten physikalische, chemische und biologische Ostsee-Daten. Diese erlauben wichtige Schlussfolgerungen zum Zustand und zu den Veränderungen der Ostsee und sind sowohl für Wissenschaft als auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Seit diesem Jahr ist das Herzstück des IOW-Langzeitbeobachtungsprogramms – die jährlichen Monitoring-Schiffsexpeditionen – offiziell als Projekt der „Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 – 2030“ der Vereinten Nationen (UN) anerkannt.
Forschungen über Auswirkungen des Ausbaus Erneuerbarer Energien in der Nordsee werden mit Kurt-Hartwig-Siemers-Preis 2024 ausgezeichnet Die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung verleiht den Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis alle zwei Jahre an Forschende, die eine über ihre Dissertation hinausgehende hervorragende wissenschaftliche Leistung erbracht haben. In diesem Jahr erhält die Auszeichnung Dr. Nils Christiansen, der an der Universität Hamburg promoviert hat und am Helmholtz-Zentrum Hereon im Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)“ zu Erneuerbaren Energien forscht. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Rotorblätter von Offshore-Windparkanlagen unterliegen nach mehrjährigem Betrieb unter rauen Wetterbedingungen einer Degradation und Oberflächenerosion, was zu erheblichen Partikelemissionen in die Umwelt führt. Ein Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts hat jetzt die Auswirkungen dieser Partikel auf Miesmuscheln untersucht – eine Art, die auch für Aquakulturen in Windparks in Betracht gezogen wird. Die Muscheln nahmen im Experiment Metalle aus den Beschichtungen auf, beschreibt das Team in einer Studie im Fachmagazin Science of the Total Environment und diskutiert mögliche physiologische Auswirkungen.
Senckenberg-Meeresforscherin Dr. Angelika Brandt wird heute in Anwesenheit der kaiserlichen Hoheiten Japans mit dem 40. „International Prize for Biology“ ausgezeichnet, einer der weltweit höchsten Ehrungen für außergewöhnliche Leistungen in den Biowissenschaften. Die Auszeichnung würdigt Brandts Lebenswerk in der Erforschung der Tiefsee- und Polarbiodiversität. Mit dieser Ehrung reiht sich die Senckenbergerin in die Liste der weltweit angesehensten Biolog*innen ein. Der Preis unterstreicht die globale Relevanz ihrer Forschung für die Erhaltung der Biodiversität und das Verständnis der Meeresökosysteme. Angelika Brandt ist die erste deutsche Wissenschaftlerin, die den Preis verliehen bekommt.
Seegraswiesen haben eine wichtige Klimaschutzfunktion, da sie Kohlenstoff dauerhaft binden. Ein internationales Forschungsteam unter Federführung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) konnte nun zeigen, dass Seegraswiesen die chemischen Kreisläufe von Kohlenstoff und Schwefel in subtropischen Küstengebieten stärker beeinflussen, als bisher angenommen. Besonders bemerkenswert ist die zentrale Rolle von Schwefel, der organischen Kohlenstoff stabilisiert, unabhängig davon, ob er in den kalkhaltigen Sedimenten subtropischer Seegraswiesen gespeichert wird oder nicht. Die Ergebnisse der Studie wurden jüngst im Fachjournal „Communications Earth & Environment“ publiziert.
Bremer Forschende finden in Gewässern weltweit erstaunliche, an Mitochondrien erinnernde Symbionten, und enthüllen deren erstaunliche Stoffwechselleistungen. Ihre Ergebnisse sind jetzt in Nature Communications erschienen.
06.12.2024/Kiel. Um den Klimawandel einzudämmen, müssen CO2-Emissionen schnell und umfassend reduziert werden. Zusätzlich muss ein Teil des bereits ausgestoßenen CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden. Ein Lösungsansatz dafür ist, die CO2-Aufnahme des Ozeans durch Alkalinitätserhöhung zu steigern. Dabei wird der Prozess der Verwitterung nachgeahmt, indem gemahlenes oder gelöstes Gestein dem Wasser zugegeben wird. Bislang ist noch wenig über die Auswirkungen dieser Methode auf das Leben im Meer bekannt. Eine neue Studie des GEOMAR zeigt, dass die Auswirkungen unter bestimmten Voraussetzungen gering wären und das Nahrungsnetz stabil bliebe. Die Ergebnisse erscheinen heute in Science Advances.
2023 verzeichnete die globale Durchschnittstemperatur mit einem Anstieg auf fast 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau einen neuen Höchstwert. Die Ursachen dieses sprunghaften Anstiegs stellte Forschende vor ein Rätsel. Denn betrachtet man die Wirkung von menschengemachten Einflüssen, vom Wetterphänomen El Niño sowie von Naturereignissen, lässt sich zwar ein Großteil der Erwärmung nachvollziehen. Eine Lücke von etwa 0,2 Grad Celsius, konnte jedoch bisher nicht richtig erklärt werden. Ein Team um das Alfred-Wegener-Institut hat nun im Fachjournal Science beschrieben, was die Ursache sein könnte: Unser Planet verliert sein Rückstrahlvermögen, weil ihm bestimmte Wolken fehlen.
Einem internationalen Forscherteam unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ist es gelungen, mit Hilfe der so genannten TEX86-Methode vergangene Temperaturen des Great Barrierr Riffs zu rekonstruieren. Sie konnten zeigen, dass die Sommertemperaturen vor der Küste Australiens vor rund 700.000 Jahren von 26 auf 29 Grad Celsius anstiegen und auch in den folgenden Warm- und Kaltzeiten kaum unter diese Grenze fielen. Diese Erwärmungsphase und die folgende relative Stabilität in den Temperaturen ist demnach der Schlüssel für die rasche Ausdehnung des heutigen Great Barrier Reefs. Ihre Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.
Die DAM wird gefördert von der Bundesregierung und den fünf norddeutschen Bundesländern