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Einblick

Wirksamer Meeresschutz

Der Gesundheitszustand der Meere und Ozeane verschlechtert sich, eine Trendumkehr kann nur gelingen, wenn Meeresschutz und nachhaltige Nutzung konsequent vorangetrieben werden. 

Küsten, Meere und Ozeane werden viel und vielseitig genutzt, durch Müll und Schadstoffeinträge verschmutzt und durch den menschengemachten Klimawandel verändert. Ihr schlechter Gesundheitszustand ist das Resultat menschlichen Handelns. Eine wesentliche Maßnahme für mehr Meeresschutz zielt darauf ab, Meeresgebiete zu schaffen, in denen Menschen die Meere gar nicht oder nur noch in einem eingeschränkten Maße nutzen. So sollen rund um den Globus Rückzugsorte für die Lebensgemeinschaften der Meere geschaffen werden, in denen sich Ökosysteme ungestört entwickeln können und Artenvielfalt erhalten bleibt. 

Keine Schutzgebiet ist wie das andere

Schutzgebiete sollen Meeresbewohner und deren Lebensräume vor menschlichen Eingriffen bewahren, indem sie bestimmte Aktivitäten des Menschen verbieten oder regulieren. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Gebiete in ihren Schutzzielen und Managementansätzen stark voneinander. Kein Schutzgebiet ist wie das andere. 

Der Schutz eines Meeresgebietes hilft dabei lokale Arten und Lebensräume zu erhalten. Wandernde Arten profitieren vor allem dann von Schutzzonen, wenn diese über größere Flächen miteinander vernetzt sind und in Regionen liegen, in denen sich die Meeresbewohner paaren oder ihre Jungen aufziehen.

Die Zahl der Meeresschutzgebiete hat in den zurückliegenden Jahren zugenommen. Aufgrund der unterschiedlichen Schutzgebietsdefinitionen und -standards gibt es jedoch nicht nur eine Statistik, sondern mehrere. Werden Zahlen genannt, muss daher immer berücksichtigt werden, wer die Statistik erstellt hat und welche Auswahlkriterien zugrunde gelegt wurden.

Weiterführende Informationen

Die zwei bekanntesten Datenbanken für Meeresschutzgebiete sind der Marine Protection Atlas (Atlas für Meeresschutz) und die World Database on Protected Areas (Globale Schutzgebietsdatenbank). Erstere wird von einer Umweltschutzorganisation erstellt, letztere ist ein Gemeinschaftsprojekt der Weltnaturschutzorganisation IUCN und des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (UNEP).

Drei Prozent "No-Take-Zonen"

Als umfassend vor Fischerei geschützt galten nach Angabe des Marine Protection Atlas im Februar 2025 nur drei Prozent der globalen Meeresfläche. Der Atlas listete zu diesem Zeitpunkt 221 streng-geschützte Meeresgebiete, in denen die Fischerei und andere Rohstoffentnahmen oder zerstörerische Aktivitäten verboten waren (No-Take-Zonen). Die zwei größten von ihnen lagen im Südpolarmeer (Rossmeer-Schutzgebiet) sowie vor der Nordwestküste Hawaiis (Papahānaumokuākea Marine National Monument). Viele kleinere Schutzgebiete mit Fischereiverbot fanden sich in tropischen und subtropischen Gewässern – zumeist dort, wo die Artenvielfalt besonders hoch ist.

Hinzu kamen nach Angaben der WDPA-Schutzgebietsdatenbank mehr als 16 000 Schutzgebiete rund um den Erdball, in denen Fischerei und andere Rohstoffentnahmen zum Teil erlaubt waren. Zu diesen „weniger geschützten“ Arealen gehörten auch die Meeresschutzgebiete in der deutschen Nord- und Ostsee. Der WDPA zufolge waren im Februar 2025 insgesamt 8,34 Prozent des Weltozeans in einem gewissen Umfang geschützt.

Das 30 x 30 Schutzziel

Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der Meeresfläche als Schutzgebiet ausgewiesen sein, ein Drittel davon (10 Prozent der Gesamtfläche) mit vollständigem Entnahmeverbot (No-Take-Zone). Auf dieses Ziel einigten sich die Mitgliedsstaaten der internationalen Biodiversitätskonvention im Abkommen zum Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework

Die Europäische Union hat dieses Ziel in ihrer Biodiversitätsstrategie festgeschrieben. Den für die Umsetzung relevanten rechtlichen Rahmen bilden die EU-Vogelschutzrichtlinie, die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sowie die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.


Schutzziele und Grenzen

Während sich die konkreten Schutzziele von unterschiedlichen Schutzgebieten jeweils unterscheiden können, gibt es Gemeinsamkeiten, die dahin gehen Arten, Lebensräume und Ökosystemfunktionen zu erhalten. Im UN-Hochseeabkommen haben sich die Mitgliedsstaaten auf eine gemeinsame Definition von Meeresschutzgebieten geeinigt. Diese lautet: "Ein "Meeresschutzgebiet" ist ein geografisch definiertes Meeresgebiet, das ausgewiesen und verwaltet wird, um bestimmte langfristige Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu erreichen. Eine nachhaltige Nutzung kann gegebenenfalls zugelassen werden, sofern diese mit den Schutzzielen vereinbar ist."

Kaum oder gar nicht können Meeresschutzgebiete vor solchen Umweltgefahren schützen, die von Meeres- und Luftströmungen weiträumig und über alle Gebietsgrenzen hinweg verteilt werden. Dazu gehören steigende Wassertemperaturen, Sauerstoffarmut und zunehmender Versauerung des Meerwassers, ebenso Nährstoffbelastung, Verschmutzung, Krankheiten, einwandernde Arten sowie sowie Meeresspiegelanstieg.

Schutz nur auf dem Papier?

Die Wirksamkeit von Schutzgebieten hängt maßgeblich davon ab, inwieweit die angekündigten Schutzmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Verfehlt ein Meeresschutzgebiet seine Schutzziele, weil keine der angekündigten Einschränkungen oder Maßnahmen implementiert wurde, spricht man von Schutzgebieten, die lediglich auf dem Papier existieren – englisch: Paper Parks. 

Beim Meeresschutz kommt es daher nicht allein auf die Größe oder Zahl der geschützten Flächen an (Quantität), sondern darauf, wie gut Meeresschutzgebiete tatsächlich ihrer Schutzaufgabe nachkommen und das Einhalten der Schutzmaßnahmen überwacht wird (Qualität). Eine Rolle spielt außerdem, ob Schutzgebiete dem Erhalt lokaler Lebensräume und damit insbesondere sesshafter oder territorialer Arten dienen (Korallenriffe, Seegraswiesen, Unterseeberge, Tangwälder u.a.) oder aber ob wandernde bzw. mobile Arten (z. B. Fische, Haie, Wale) geschützt werden sollen. Abhängig vom Schutzziel kann die Wirksamkeit der Gebiete hier sehr unterschiedlich ausfallen. 

Lösungen für Menschen und Meere

Bei der Ausweisung von Schutzgebieten entstehen insbesondere dann Interessenkonflikte, wenn die betreffenden Gebiete bislang stark vom Menschen genutzt wurden. Bei der Planung von Schutzgebieten müssen deshalb die Interessen aller Nutzergruppen berücksichtigt werden. Die Erfolgsaussichten steigen, wenn Schutzgebiete auf inklusive und transparente Weise geplant, umgesetzt und überwacht werden und bisherigen Nutzergruppen alternative Einnahmequellen aufgezeigt werden können.

Um die Entwicklung und den Erfolg eines Schutzgebietes beurteilen zu können, braucht es wissenschaftliche Untersuchungen. Diese müssen regelmäßig und über längere Zeiträume hinweg durchgeführt werden, um festzustellen, ob sich die Unterschutzstellung positiv auf die betroffenen Ökosysteme auswirkt und welche Arten von der Schutzzone profitieren. Außerdem werden Methoden gebraucht, mit denen die Vor- und Nachteile einer Unterschutzstellung für Mensch, Meer und Gesellschaft frühzeitig dargestellt und beurteilt werden können. Solche Vorhersagen können helfen, gemeinsam mit den verschiedenen Nutzergruppen eines Meeresgebietes eine Unterschutzstellung umzusetzen.

 

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