Der Klimawandel kann nur gestoppt werden, wenn es der Menschheit gelingt, die gesamte benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Windkraftanlagen auf dem Meer – so genannte Offshore-Windparks – spielen dabei eine ganz entscheidende Rolle. Zum einen haben sie im Vergleich zu Windrädern an Land den Vorteil, dass der Wind über dem Meer in der Regel stärker und häufiger weht. Andererseits wird der Offshore-Windenergie das größte Potenzial aller bekannten Technologien zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zugeschrieben.
Das Potenzial von Offshore-Windkraft
Würde der Mensch in allen geeigneten Küstenregionen Windparks errichten, könnten diese nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur zusammen bis zu 36.000 Terrawatt Strom pro Jahr erzeugen. Diese Menge würde nahezu ausreichen, um den wahrscheinlichen Strombedarf der Menschheit im Jahr 2040 zu decken (*).
Der Ausbau der Offshore-Windenergie hat im zurückliegenden Jahrzehnt weltweit stark zugenommen, insbesondere in China. Im Zuge technischer Optimierungen werden heutzutage nicht nur immer größere Offshore-Windräder gebaut. Die Windparks werden auch in immer größerem Abstand zum Festland errichtet, da weiter draußen auf See bessere Windverhältnisse herrschen. Inzwischen gibt es sogar Konzepte, die durch Windkraft erzeugte Energie direkt auf dem Meer zu nutzen, um grünen - also emissionsarmen - Wasserstoff und andere Folgeprodukte herzustellen.
Je größer die Offshore-Windparks werden und je weiter sie sich auf See befinden, desto mehr ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit aller beteiligten Küstenanrainerstaaten gefragt. Zudem bedarf es einheitlicher Standards, Regelungen und Genehmigungsverfahren - auch im Hinblick auf den Meeresschutz(*).
In Deutschland sind aktuell (Stand März 2024) 29 Offshore-Windparks in Betrieb, wobei der Großteil davon in der Nordsee liegt. Im kleinsten Park Alpha Ventus drehen sich zwölf Windräder und in den größten Parks (zum Beispiel Meerwind oder Baltic 2) sind es 80 Windanlagen.
Die einzelnen Offshore-Anlagen sind gigantische Windturbinen, die in Zukunft noch größer werden sollen, um eine Leistung von acht Megawatt und mehr zu bringen. Planungen für zukünftige Projekte bis 2025 sehen deutliche Steigerungen gegenüber den Bestandsanlagen vor. Je nach Projekt kann der Rotordurchmesser dann zwischen 174 und 236 Meter betragen und die Nabenhöhe bei bis zu 145 Metern liegen. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist ca. 150 Meter hoch.
Schutz der Meeresumwelt von Anfang an einplanen
Offshore Windparks beeinflussen marine Ökosysteme durch eine Vielzahl gekoppelter physikalischer, biogeochemischer, chemischer und biologischer Prozesse: Während der Planung, dem Bau, dem Betrieb und schließlich auch während des Rückbaus und der Stilllegung. Seit Langem ist zum Beispiel bekannt, dass das Errichten fester Gründungsstrukturen für Windräder enormen Lärm erzeugt und ohne geeignete Gegenmaßnahmen Meeresbewohner aus ihren angestammten Gebieten vertreibt. Aber auch über dem Meeresspiegel kann es zu Problemen kommen, etwa wenn Windparks direkt in Vogelzugrouten errichtet werden.
Offshore-Windparks stellen bisher einen Schlüsselbereich der nachhaltigen Meereswirtschaft dar. Welche konkreten Auswirkungen der geplante Ausbau von Windparks in Nord- und Ostsee auf die Meeresnatur und andere Nutzungen wie die Fischerei hat, wird derzeit erforscht. Neben den Umweltwirkungen werden auch soziale und planerische Aspekte untersucht, um lösungsorientiertes Handlungswissen bereitzustellen.
Quellen
- (*) World Ocean Review 7, "Lebensgarant Ozean - nachhaltig nutzen, wirksam schützen" (2021), Kapitel 5 "Energie und Rohstoffe aus dem Meer"