Zum Hauptinhalt springen
Einblick

Unterwasserlärm belastet Meereslebewesen

Unter Wasser wird es immer lauter: Baulärm, Motorengeräusche oder Explosionen können Meeresbewohner schädigen und ihre Kommunikation stören oder gar unmöglich machen. 

Das Meer ist von Natur aus kein stiller Lebensraum. Wind, Gezeiten und Strömungen lassen Wassermassen rauschen, Unterwasservulkane grummeln bei einem Ausbruch. Gleichzeitig erzeugen vielerlei Meeresbewohner Töne, um mit Artgenossen zu kommunizieren, den bestgeeignetsten Partner für die Fortpflanzung zu finden, zu navigieren oder aber Beute zu machen - angefangen beim Zooplankton über Fische bis hin zu Bartenwalen. 

Der Vorteil einer Verständigung über Laute: Schallwellen breiten sich im Wasser fünfmal schneller aus als in der Luft. Sie wandern unter Umständen Tausende Kilometer weit und funktionieren in der dunklen Tiefsee ebenso verlässlich wie in trüben Gewässern.

Unter Wasser ist es (zu) laut

Töne erfolgreich wahrzunehmen und einzusetzen aber wird für Meeresorganismen immer schwieriger, denn zum natürlichen Klangteppich des Meeres gesellen sich immer mehr vom Menschen verursachte Geräusche. Diese entstehen entweder als unbeabsichtigtes Nebenprodukt menschlicher Aktivitäten, wie Hafen- und Schiffslärm, oder sie werden mit einem bestimmten Ziel erzeugt, etwa bei der Suche nach Erdöl oder -gas. 

Generell unterschieden wird beim Unterwasserlärm zwischen kontinuierlichem Schall und Impulsschall. Zum kontinuierlichen Schall gehören Lärmquellen, die dauerhaft bestehen, wie der Lärm von Schiffsschrauben und Schiffsmotoren. Impulsschall bezeichnet dagegen kurze Schallereignisse, wie eine Unterwassersprengung oder sogenannte Rammungen für Offshorewindparks.

Beispiele für Schallquellen

Explosionen werden zum Beispiel in militärisch genutzen Meeresgebieten erzeugt. Sie entstehen aber auch, wenn verrottende Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Meer gesprengt werden muss, um Gefahren für Menschen und Tiere auszuschließen.

Private Motorboote, Yachten oder Sportgeräte wie Jetskis erzeugen vorallem in Küstennähe zahlreichen Unterwasserlärm. 

Bei dem Bau von Windkraftanlagen auf See entstehen impulsartige Geräusche im Meer, zum Beispiel beim Rammen. Die Verbreitung dieser Geräusche soll mit dem Einsatz von so genannten Blasenschleiern vorgebeugt werden. Dafür wird ein Ring aus Blasen um die Rammstelle gelegt, die den Schall abfangen.

Auch Förderstellen von Öl- und Erdgas erzeugen Lärm im Meer. Teilweise Impulsartig, teilweise kontinuierlich. Alle Einrichtungen auf dem Meer verursachen zudem Schiffslärm, durch Versorgungs- und Wartungsschiffe.

Schallkanonen kommen beispielsweise zum Einsatz, um den Meeresboden nach Öl- und Gasvorkommen abzusuchen. Sie senden in schneller Abfolge Schallwellen ab, die so stark sind, dass sie den Meeresboden hunderte Kilometer tief durchdringen können. 

Mit Sonargeräten wiederum wird die Meeresumwelt erkundet. So können zum Beispiel Fischschwärme aufgespürt sowie Untiefen oder U-Boote sichtbar gemacht werden. Auch in der Wissenschaft werden Sonare eingesetzt. 

Die Geräusche von Schiffsmotoren sorgen für einen kontinuierlichen Klangteppich im Meer. Dazu kommen die Schallwellen von Sonaren und Echoloten. 

 

Wale singen, pfeifen und klicken, mehr als 800 bekannte Fischarten trommeln, grunzen oder bellen, Krebse schnappen mit ihren Scheren - die Tierwelt unter Wasser verständigt sich über viele Geräusche mit ihren Artgenossen. Sie navigieren über Töne, suchen sich Partner zur Fortpflanzung, warnen sich vor Gefahren oder stimmen sich bei der gemeinsamen Jagd ab. 

Folgen des Lärms für die Meeresumwelt

Sich an die zunehmende Geräuschkulisse anzupassen ist schwierig und nur möglich, wenn der Lärm dauerhaft oder für die Tiere erwartbar ist. Reicht ein lauteres Rufen nicht aus, um den Lärm zu übertönen, bleibt den Meereslebewesen oft nur die Flucht. Bei extrem lauten Geräuschen können sogar so starke Schallwellen entstehen, dass Meeresbewohner ihr Gehör verlieren, innere Verletzungen davontragen oder sogar sterben. 

In Summer beginnen Forschende aber erst langsam zu verstehen, welch weitreichende Folgen der Lärm des Menschen auf die Meeresumwelt hat. 

Problem erkannt - doch ist es gebannt?

Es gibt erste positive Entwicklungen, um den Lärm im Meer zu mindern. Für die deutsche Nordsee gibt es zum Beispiel ein Schallschutzkonzept. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) koordiniert nach dem Konzept den Bau von Offshorewindparks und achtet darauf, dass die Regeln eingehalten werden. So werden in einem Gebiet nicht zwei Windparks gleichzeitig errichtet, damit bei den Rammarbeiten Tiere wie die Schweinswale fliehen können(1).

Auch in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MRSL), die im Juli 2008 in Kraft getreten ist, wird Schallschutz im Meer thematisiert. Danach ist der angestrebte gute Umweltzustand der Meere unter anderem dann erreicht, wenn sich die Einleitung von Energie - einschließlich Unterwasserlärm - in einem Rahmen bewegt, der sich nicht nachteilig auf die Umwelt auswirkt(2). Dieses Ziel ist bislang nicht erreicht.  

Quellen

Die DAM wird gefördert von der Bundes­regierung und den fünf nord­deutschen Bundes­ländern