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Einblick

Meeresverschmutzung durch Schadstoffe

Umweltgifte können über Flüsse, über die Luft oder durch Regenwasser vom Land auch in die Meere eingetragen werden und sich in den Lebewesen anreichern. 

Unsere modernen Gesellschaften produzieren so viele Chemikalien wie nie zuvor - Schätzungen der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zufolge gibt es mehr als 100.000 Chemikalien auf dem Markt(1). Viele dieser Chemikalien landen auf den unterschiedlichsten Wegen in der Umwelt, und damit auch im Meer. Die Verschmutzung unserer Umwelt mit Chemikalien wird inzwischen sogar als globale Bedrohung eingestuft(2). Pro Jahr gelange Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge 400 Millionen Tonnen Schadstoffe in Seen, Flüsse und Meere – darunter Abertausende Chemikalien, Arznei-, Pflanzen- und Insektenschutzmittel, giftige Schwermetalle, Kosmetikprodukte, Weichmacher, Kunststoffe und vieles mehr(3)

In acht von zehn Fällen beginnt diese Verschmutzung des Meeres an Land. Doch nur gelegentlich kann sie auf eine Einzelquelle zurückgeführt werden. Zu solchen Einzelquellen gehören zum Beispiel Schiffe, Chemie- und Bergwerke, Kläranlagen oder auch Gemeinden, die ihre Abwässer nur teilweise reinigen oder sogar ungeklärt in Flüsse oder Meere einleiten. In den meisten Fällen aber stammen die Umweltgifte aus diffusen Quellen: Das heißt, von mehreren zumeist unbekannten Verursachern. Außerdem werden Schadstoffe auch über die Luft oder durch Regenwasser in den Ozean eingetragen.

Giftige Fracht in jedem Winkel des Ozeans

Im Meer angekommen verhalten sich die Gifte unterschiedlich. Wasserunlösliche Stoffe haften sich an Tier- und Pflanzenreste, werden mit diesen gefressen oder sinken mit ihnen in große Tiefen. Andere Stoffe verdampfen leicht und entweichen von der Meeresoberfläche aus in die Atmosphäre. Alle Gifte hingegen, die in der Wassersäule verbleiben, werden von den Meeresströmungen weiträumig verteilt und erreichen jeden Winkel des Ozeans.

Die Folgen der Meeresverschmutzung mit Schadstoffen sind mannigfaltig und hängen von den Eigenschaften der Umweltgifte ab. Im Wasser lösliche Stoffe werden vom Meer verdünnt. Sie wirken dann weniger stark als in hochkonzentrierter Form.

Sehr viel problematischer sind wasserunlösliche Stoffe. Sie werden von den Meeresorganismen über die Nahrung, Haut oder Kiemen aufgenommen, reichern sich im Fettgewebe an und führen so zu stetig steigenden Vergiftungsraten, die Forschende vor allem bei den Raubtieren wie Haien, Zahnwalen, Robben und Seevögeln nachweisen konnten. 

Die Gifte im Meer können:

  • Krankheiten wie Krebs verursachen
  • zu Missbildungen führen
  • hormonelle Veränderungen auslösen und damit die Fortpflanzung der Meerestiere beeinflussen
  • Verhaltensänderungen hervorrufen
  • direkt zum Tod von Meereslebewesen führen

Letztlich landen die Schadstoffe auch wieder bei uns Menschen - und zwar auf dem Teller, wenn wir mit Umweltgiften stark belastete Fische oder Meeresfrüchte verspeisen. Wie bei den Meerestieren sammeln sich die Schadstoffe anschließend in unserem Fettgewebe an. 

Lösungsansatz trägt langsam erste Früchte

Die verheerenden Wirkungen der Schadstoffe im Meer sind seit über 60 Jahren bekannt. Ende der 1990er Jahre begannen internationale Verhandlungen, um Produktion und Verwendung besonders schädlicher Stoffe einzugrenzen. Dabei handelt es sich vor allem um persistente organische Schadstoffe ("persistent organic pollutants", POP), die in der Natur schwer abbaubar und besonders langlebig sind. 

Im Jahr 2001 wurde das sogenannte Stockholmer Übereinkommen verabschiedet. Es regelt den Umgang und die Entsorgung der POPs. Besonders gefährlich eingestufte Chemikalien können auch verboten werden. Eine Expertengruppe trifft sich regelmäßig und bewertet neue Chemikalien, die zum Einsatz kommen. Das Gremium arbeitet aufgrund der Komplexität der Schadstoffe relativ langsam, inzwischen zeigt das Übereinkommen aber gewünschte Effekte: Die Konzentration der POPs, die verboten wurden, nimmt in den Meeren langsam ab(3).

Quellen

Die DAM wird gefördert von der Bundes­regierung und den fünf nord­deutschen Bundes­ländern