Die Meere sind ein Sehnsuchtsort für Abermillionen Menschen, insbesondere für jene, die nicht an einer Küste leben. Ihre Weite lassen uns unsere Alltagssorgen vergessen. Wind und Wellen befriedigen unseren Drang nach Spaß und Bewegung. Ihre Unterwasserwelt fasziniert durch Formen- und Farbenvielfalt und inspiriert Künstlerinnen und Künstler, Forschende und viele andere. In Deutschland lieben die Menschen die riesigen Sandstrände an Nord- und Ostseeküste und genießen ihren Urlaub am Meer. Doch sind die Küsten und Ozeane viel mehr als nur Urlaubsregion – sie sind auch wichtige Kulturorte.
Die Nähe zum Meer gestaltet das Leben an der Küste
Das Leben am Meer prägt Kulturen. Viele indigene Bevölkerungsgruppen rund um den Erdball spüren eine tiefe spirituelle Bindung zum Meer und seinen Bewohnern. Für sie ist das Meer Quelle des Lebens und identitätsstiftender Mittelpunkt.
Zum Beispiel in Palau im Pazifik. Die Nähe zum Meer und die einzigartige Schönheit der Palauer Unterwasserwelt prägt die Kultur der Einwohner des Inselstaates. Die Verbindung von Mensch und Meer steht im Zentrum ihrer Kultur. Die Menschen auf den Palauer Inseln kennen den hohen Wert eines gesunden Meeres. Einerseits als Lebensraum der Fische, die sie fangen, andererseits auch als natürlicher Schutz vor Sturmfluten. Darum praktizieren die Palauer seit jeher das “Bul”, eine traditionelle Methode zum Erhalt des Ökosystems. Dabei sperren sie Gebiete immer wieder auf eine bestimmte Zeit für Fischfang oder andere Nutzung. Daraus haben sich große Meeresschutzgebiete um die Inseln entwickelt, die industrielle Fischerei ausschließen.
In westlichen Kulturen ist diese Verbundenheit ebenfalls verankert: Man findet sie zum Beispiel in den Liedern, Bräuchen und Bildern der Küstenstädte und -gemeinden.
Geschichten über die Seefahrt und Piraten wie Klaus Störtebecker werden bereits Kindern vorgelesen. Der Handel über den Seeweg ist in Städten wie Hamburg oder Bremen im Stadtbild sichtbar, etwa über Abbildungen von Schiffen an Gebäuden. In den Kunstmuseen der Städte hängen zahlreiche Bilder von Segelschiffen. Und alle kennen Lieder wie “Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren”, “My Bonnie is over the ocean” oder “Ein kleiner Matrose”.
Das Meer als riesiger, unberechenbarer Nachbar hat das Leben an den Küsten geformt. Hautnah erleben kann man heutzutage die Abhängigkeit etwa von den Gezeiten der Nordsee auf einigen ostfriesischen Inseln wie Juist oder Baltrum. Sie sind nur bei Hochwasser per Fähre zu erreichen. Darum ändern sich die Fahrpläne täglich.
Der Tourismus ans Meer boomt
Auf den Traum vom Meer setzt auch die Tourismusbranche. Das Geschäft mit Erholungssuchende ist mittlerweile für viele Inseln und Küstenregionen die Haupteinnahmequelle. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher bieten der einheimischen Bevölkerung alternative Berufsperspektiven, etwa Whale watching statt Fischerei. Tourismus motiviert dazu, sehenswerte Naturschätze wie Korallenriffe, Seegraswiesen, Mangroven oder Kelpwälder zu schützen.
Gleichzeitig bringt ein steter Zustrom an Menschen auch viele Risiken für die Meeresumwelt mit sich. Durch den Bau von Hotels, Straßen, Kreuzfahrtanlegern und Freizeitanlagen trägt der Massentourismus maßgeblich zur Zerstörung und Verbauung der Küsten bei. Viele Inseln kämpfen mit hohem Müllaufkommen und schrumpfenden Wasserreserven.
Veranstalter wie Besucher stehen daher vor der Aufgabe, ihren Aufenthalt am Meer so ressourcenschonend und nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das gelingt mancherorts schon im Kleinen. In den Touristenhochburgen aber steht noch viel Arbeit an.