Rund zwei Drittel des Weltozeans liegen fernab der Küsten und damit außerhalb nationalstaatlicher Zuständigkeit. Wie wir Menschen das Leben im offenen Ozean und der dazugehörigen Tiefsee beeinflussen, war lange Zeit ungewiss. Abgesehen von wenigen Schiffsmessungen gab es nämlich kaum Methoden, mit denen sich ein so gigantischer Lebensraum untersuchen und überwachen ließ.
In den zurückliegenden 20 Jahren aber hat die Wissenschaft große Fortschritte gemacht - vor allem dank autonom agierender Messgeräte wie den sogenannten Argo-Floats. Von diesen Robotern treiben mehr als 3800 Stück in allen Teilen des Weltozeans. Sie tauchen regelmäßig bis in eine Tiefe von 2000 Metern ab und messen dabei die Wassertemperatur, den Salzgehalt und vereinzelt andere Umweltparameter wie den Sauerstoff-, Chlorophyll und Nitratgehalt. Ihre mehr als zwei Millionen Messprofile zeigen: Der offene Ozean erwärmt sich zunehmend und bis in immer größere Tiefe. Er verliert zudem Sauerstoff und versauert.
Durchbruch nach 20 Jahren internationaler Verhandlungen
Zu den klimabedingten Veränderungen gesellen sich alle anderen vom Menschen verursachten Probleme des Meeres. Diese abzustellen, verlangt, dass alle Staaten an einem Strang ziehen, denn die Hohe See und der dazugehörende Tiefseeboden gehören allen Menschen und alle sollen von ihnen profitieren können. So schreibt es das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen vor. Darin gab es bisher einen speziellen Teil zur Hohen See, der allerdings nur allgemeine Schutzmaßnahmen regelte. Desweiteren gab es einige internationale Übereinkommen, die sich mit einzelnen Aktivitäten auf der Hohen See befassen, beispielsweise zur Schifffahrt oder zur Hochseefischerei.
Im März 2023 ist den UN-Mitgliedsländern ein wichtiger Durchbruch gelungen. Auf einer Regierungskonferenz in New York verabschiedeten sie gemeinsam ein neues globales Abkommen zum Schutz und für eine nachhaltige Nutzung der Meeresbiodiversität auf Hoher See (Biodiversity Beyond National Jurisdiction (BBNJ)). Das heißt, die Staaten einigten sich auf einheitliche allgemeine Natur- und Umweltschutzregeln für den offenen Ozean, der bis dato kaum oder nur sehr lückenhaft geschützt war. Künftig sollen zum Beispiel Meeresschutzgebiete ausgewiesen werden können. Zudem sollen geplante Eingriffe in das Meer vor Beginn der Arbeiten auf ihre Umweltverträglichkeit überprüft werden, sodass Genehmigungen im Ernstfall versagt und bedrohte Arten und Lebensräume langfristig besser geschützt werden.
Weiterhin aber gilt, dass erfolgreicher Meeresschutz an Land beginnt und somit vor allem in der Verantwortung der einzelnen Staaten liegt. Das gilt zum Beispiel sowohl für den Erhalt der Küstenökosysteme, die als Laichgebiet und Kindergarten für viele Hochseefische dienen als auch für den Eintrag von Plastikmüll und Schadstoffen in Bäche und Flüsse, der meist schon weit im Inland erfolgt.