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Einblick

Schutz und Nutzung in Nord- und Ostsee

Die Nordsee und die Ostsee werden intensiv genutzt und sollen zugleich wirksam geschützt werden. Das erfordert ein wissenschaftsbasiertes Meeresmanagement.

Nordsee und Ostsee sind beliebte Urlaubsziele, die Erholung, Naturerleben und Freizeitspaß bieten. Zugleich sind sie vielbefahrende Wasserstraßen für die Schifffahrt, Fanggründe für die Fischerei, Raum für Aquakulturen, Rohstoffquelle für Öl-, Gas-, oder Sandgewinnung und in steigendem Ausmaß auch Standflächen für Offshore-Windparks sowie Speicher für menschgemachtes Kohlendioxid. Und nicht zuletzt beherbergen die Nordsee und die Ostsee und ihre Küsten eine einzigartige Vielfalt an Lebewesen und Ökosystemen, deren Ökosystemleistungen die wesentliche Basis für das Wohlergehen und die Nutzungsansprüche der Menschen bilden.

Veränderungen durch Klimawandel und Offshore-Windenergie

Insbesondere der Klimawandel und der für die kommenden Jahre geplante Ausbau der Offshore-Energiegewinnung werden Nord- und Ostsee stark verändern. Mehr denn je ist daher ein wissenschaftsbasiertes Meeresmanagement gefragt, das wirksame Maßnahmen zum Schutz der Natur und den Erhalt der biologischen Vielfalt in Einklang bringt mit den teils konkurrierenden Nutzungsansprüchen von Industrie, Fischerei oder Tourismus.

Wesentliche Regelwerke sind europäische Abkommen, nationale Raumordnungen für die deutschen ausschließlichen Wirtschaftszonen von Nord- und Ostsee sowie Regelungen für die Küstenregionen der norddeutschen Bundesländer. Die unterschiedlichen Regelwerke eint, dass sie gut miteinander verzahnt sein müssen, um wirksam zu sein. Denn die Meeresströmungen sorgen für einen permanenten und grenzüberschreitenden Austausch von Wassermassen, Lebewesen, Schad- und Nährstoffen. Zusätzlich stehen die Meere ebenso mit Flüssen, der Atmosphäre und mit dem Land im Austausch, so dass beispielsweise auch die Landwirtschaft oder die Luftbelastung in Nord- und Ostsee ihre Spuren hinterlassen.

Wie gut schützen die Meeresschutzgebiete?

Fast 45 Prozent der deutschen Nord- und Ostsee sind ausgewiesene Schutzgebiete. Dazu gehören drei Wattenmeer-Nationalparks in der Nordsee, zwei Nationalparks in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns, sechs Naturschutzgebiete in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ, in einer Entfernung von 12 bis maximal 200 Seemeilen vor der Küste) sowie weitere Natura-2000-Schutzgebiete in den Küstengewässern. Dabei handelt es sich um Meeresgebiete, die zu einem EU-weiten Schutzgebietsnetzwerk gehören.

Alle Bewertungen zum Zustand und möglichen Veränderungen der Lebensgemeinschaften in den Meeresschutzgebieten der Nord- und Ostsee erfolgen auf Basis der Europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Dieses Regelwerk bildet den übergreifenden Aktions- und Bewertungsrahmen. Mit ihm hatte sich die Europäische Union im Jahr 2008 dem Ziel verschrieben, den Schutz und die Nutzung der europäischen Meere in Einklang zu bringen. Dafür sollten der Umweltzustand der Meere bis zum Jahr 2020 deutlich verbessert und die Ökosysteme langfristig erhalten werden. Der mit der Richtlinie verbundene Aktionsplan aber wurde in den zurückliegenden Jahren deutlich schleppender umgesetzt als erhofft. Der geforderte gute Umweltzustand der europäischen Meere ist noch längst nicht erreicht. 

Kein guter Umweltzustand

Bislang fehlen wirksame Maßnahmen zu Schutz und wirklich nachhaltiger Nutzung der Meere und ihrer Ressourcen. Dies betrifft nicht nur die Vermeidung zunehmender Verschmutzung durch Plastikmüll und den Eintrag von Schad- und Nährstoffen. Vielmehr bedarf es auch klarer Vorgaben zur nachhaltigen Nutzung bezüglich Fischerei und Aquakultur, ebenso wie den Abbau von Rohstoffen, den Bau von Anlagen zur Energiegewinnung, den Schiffsverkehr und den Tourismus. Verstärkt wird die steigende Belastung der Meere durch die Auswirkungen des Klimawandels: Der Meeresspiegel steigt, das Wasser wird immer wärmer und saurer, während der Sauerstoffgehalt sinkt. Mit dem ökologischen Zustand verschlechtern sich auch die Perspektiven für eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen.

Den Trend umkehren

Doch nicht nur national, sondern weltweit gibt es Initiativen für eine Trendumkehr. In internationalen Abkommen wird der Schutz von Artenvielfalt und Meeresnatur verhandelt, ebenso die Verringerung von Plastikmüll. Die Bundesregierung entwickelt eine Meeresstrategie mit Beteiligung aller Ministerien und vieler gesellschaftlicher Gruppen. Das gemeinsame Ziel: den Verlust mariner Artenvielfalt aufhalten und zentrale Ökosystemfunktionen als Klimaregulator, Kohlenstoffsenke, Sauerstoffproduzent und Nahrungsressource langfristig sichern. Wissenschaftsbasiertes Meeresmanagement spielt dabei eine zentrale Rolle. 

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