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Einblick

Ökosystemleistungen von Küsten und Meeren

Die Menschen profitieren von den Lebensgemeinschaften und Lebensräumen in den Meeren auf vielfältige Weise. 

Es liegt in der Natur des Menschen, nur jene Dinge zu schützen, die als wichtig empfunden werden. Als wertvoll. Das Schwierige daran: Die Definition, was wichtig oder wertvoll ist, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Welche Eigenschaften des Meeres sind also so wichtig und wertvoll, dass wir Menschen uns darauf einigen können, sie zu schützen und dafür andere Interessen zurückzustellen? 

Die Wissenschaft diskutiert diese Fragen nach dem Wert der Natur und ihrer Leistungen für die Menschheit seit den 1970er-Jahren. Damals begann man besser zu verstehen, wie die Natur und ihre natürlichen Lebensgemeinschaften, die Ökosysteme, funktionieren. Die Leistungen der Ökosysteme wurden sichtbarer. Gleichzeitig wurde schon zu jener Zeit deutlich, mit welcher Geschwindigkeit der Mensch die Natur zerstört und anschließend selbst unter den Folgen leidet. 

Um genauer beurteilen zu können, welchen Nutzen die Menschheit durch die Natur erfährt und welche Schäden im Zuge ihrer Zerstörung entstehen, entwickelten Wissenschaftler:innen in den 1990er-Jahren ein Konzept der sogenannten Ökosystemleistungen. Darunter werden jene Funktionen und Prozesse eines Ökosystems verstanden, die auf direkte und indirekte Weise zum Wohlergehen der Menschheit beitragen. Ihr Ansatz ist anschließend viel diskutiert und erweitert worden. 

Was leistet die Natur?

Im Kern werden die Ökosystemleistungen der Natur und damit auch des Meeres bis heute in vier Kategorien eingeteilt. Dazu gehören:

  • bereitstellende Dienstleistungen: Hierzu zählen unter anderem alle Funktionen und Prozesse des Meeres, auf deren Basis wir Menschen uns mit Nahrung und Rohstoffen versorgen können.
  • regulierende Dienstleistungen: Dazu gehören Vorteile und Nutzen, die wir Menschen aus der regulierenden Wirkung es Meeres beziehen – etwa die Regulation des Klimas durch das Meer oder aber der Küstenschutz durch Mangroven, Salzmarschen, Seegraswiesen und Korallenriffe.
  • kulturelle Dienstleistungen: In diese Kategorie fallen alle Funktionen des Meeres, die auf immaterielle Weise unserem Wohlbefinden dienen – etwa der Spaß beim Tauchen oder Surfen oder die Inspiration, welche Künstler und Künstlerinnen am Meer finden.
  • unterstützende Dienstleistungen: Gemeint sind biologische, chemische und physikalische Prozesse, die im Meer auf natürliche Weise ablaufen und die Grundlage für das Leben auf der Erde bilden – zum Beispiel die Nährstoffkreisläufe des Meeres oder die Sauerstoffproduktion der Algen und Meerespflanzen.

Alle diese Ökosystemleistungen des Meeres sind überlebenswichtig für Mensch und Natur. Deshalb gilt es, sie bei allen Überlegungen zur Nutzung und zum Schutz der Meere mitzudenken. Für viele ist das aber zu allgemein und abstrakt. Darum wird immer wieder versucht, die Ökosystemleistungen numerisch darzustellen. Kurz gesagt: in Geld.

Geld ist ein einfaches Mittel, einen Wert für Menschen verständlich darzustellen. Ein Preisschild für die Leistungen des Meeres lässt ihnen größere Aufmerksamkeit zukommen und macht sie (zumindest eingeschränkt) vergleichbar. 

Ein Beispiel: Forschende haben vor Kurzem berechnet, dass die Kelpwälder des Meeres Ökosystemleistungen im Wert von 465 bis 562 Milliarden US-Dollar pro Jahr erbringen. Am wertvollsten sind ihre Services als Kindergarten für Speisefische und als natürliche Reinigungsanlage für verschmutzte oder überdüngte Wassermassen.

An der Berechnung von Ökosystemleistungen in Geld wird zwar massive Kritik geübt. Bemängelt wird beispielsweise, dass sie auf stark vereinfachten Hochrechnungen basieren und dass die Vielfalt von Ökosystemen nicht ausreichend berücksichtigt werde. Bei aller Kritik und Ungenauigkeit zeigen sie aber, welche Größenordnung der Wert von marinen Ökosystemleistungen haben kann. Und die ist beeindruckend.

Quellen

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