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Einblick

Ökosystemveränderungen in den Meeren

Durch den Klimawandel und die Eingriffe des Menschen verändern sich Ökosysteme – manchmal bis zur Belastungsgrenze.

Ökosysteme sind wandlungsfähig. Sie ändern sich intern ständig, das überlebenswichtig und erhöht ihre Widerstandskraft. So können sie auch dem Druck, der durch den Klimawandel und die Eingriffe des Menschen entsteht, bis zu einem gewissen Grad standhalten. Wird diese Belastungsgrenze jedoch überschritten, kann sich die Struktur der Lebensgemeinschaften plötzlich und unerwartet grundlegend verändern. Die Folge: Die Gemeinschaft kann viele ihrer Funktionen nicht mehr erfüllen und es entstehen zumeist sehr große, kaum zu reparierende Schäden. Fachleute bezeichnen das Überschreiten der Belastungsgrenzen als ökologischen Kipppunkt. 

Wenn Lebensgemeinschaften zusammenbrechen

Prominente Beispiele sind das Zusammenbrechen von Fischpopulationen, nachdem sie zu lange zu stark befischt wurden. Oder das Bilden schädlicher Algenblüten und sauerstoffarmer Zonen in Küstengewässern, nachdem zu viele Nährstoffe von Land eingetragen wurden. Oder das hitzebedingte Absterben der tropischen Korallenriffe.

Um ein Beispiel weiter auszuführen: Wo Korallen verschwinden, fehlen den Lebensgemeinschaften der Riffe fortan die Existenzgrundlagen. Andere Organismen, zumeist Algen, siedeln sich an. Deren Vielfalt und Funktionen aber sind in der Regel völlig andere als jene der artenreichen Korallenriffe. Oft nimmt im Zuge dessen auch die Wasserqualität ab und die neuen, von Algen dominierten Lebensgemeinschaften stellen eine potentielle Gefahr für andere Meeresorganismen und die Gesundheit des Menschen dar. 

Frühwarnzeichen erkennen

Wie schnell ein Ökosystem auf einen solchen Kipppunkt zusteuert, hängt von seiner Widerstandskraft ab. Diese wiederum speist sich aus drei Faktoren: 

  • aus der Artenvielfalt der Lebensgemeinschaft;
  • aus der Frage, wie viele Arten ähnliche ökologische Funktionen erfüllen (stirbt eine Art aus, kann unter Umständen eine andere die Funktion übernehmen);
  • aus der Komplementarität zwischen den Arten, das heißt den Unterschieden in der Art und Weise, wie die Arten diese Aufgaben erfüllen. 

Behalten Fachleute diese drei Faktoren mithilfe von Langzeitbeobachtungen im Auge, lassen sich sowohl Hinweise auf die Widerstandskraft eines Ökosystems ableiten als auch Frühwarnzeichen für das Erreichen eines Kipppunktes. 

Auf deren Grundlage können dann Schutzmaßnahmen entwickelt werden, mit denen der menschengemachte Druck auf das jeweilige Ökosystem reduziert, seine Widerstandskraft gestärkt und ein Kollaps der der angestammten Lebensgemeinschaft hoffentlich verhindert werden kann. 

Erholung für die Natur

Wie umfassend sich Ökosysteme erholen können, wenn der Mensch seine Eingriffe umfassend reduziert, zeigt sich am Beispiel des Wattenmeeres. Seitdem vor mehr als 30 Jahren große Teile des Küstenmeeres zum Nationalpark erklärt wurden, erholen sich Naturräume und Artenvielfalt des Wattenmeeres. Salzwiesen werden nicht mehr beweidet, die Muschelfischerei wurde eingestellt sowie das Einbringen von Abfällen und Schadstoffen in die Nordsee gestoppt oder reduziert. Zum Wohle der Natur. 

Aber nicht nur. Denn von den Maßnahmen profitiert auch die Küstenbevölkerung: Berechnungen zufolge generiert der Nationalpark eine regionale touristische Wertschöpfung von jährlich 89 Millionen Euro. Er schafft und sichert danach rechnerisch rund 4.700 Arbeitsplätze.

Quellen

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